Negativzinsen und Quantitative Easing bis zum Abwinken durch die Bank of Japan, doch die damit am stärksten verbundenen Ziele rücken in immer weitere Ferne. Wie heute publizierte Daten zeigen, sind die japanischen Kernverbraucherpreise auf Jahresbasis auch im November den neunten Monat in Folge gesunken.

Seitens der Tokioter Regierung und der Bank of Japan wurde und wird weiterhin zwar jeder propagandistische Versuch unternommen, die wirtschaftliche Lage Japans schönes zu reden als sie letztendlich ist. Doch Analysten sind der Ansicht, dass es der japanischen Wirtschaft eben an jenem Momentum mangelt, das von offizieller Seite immer wieder beschworen wird.

Und so zeigen neueste Inflationsdaten der Regierung, dass die Kernverbraucherpreise – unter Ausschluss von frischen Lebensmitteln jedoch Berücksichtigung von Ölprodukten – in Japan im Monat November um 0,4% gegenüber dem Vorjahr gesunken sind. Die durchschnittlichen Marktschätzungen hatten einen Rückgang von 0,3% vorgesehen.

Als noch schlimmer erweisen sich die bereits für den Monat Dezember aus dem Großraum Tokio vorliegenden Inflationsdaten. Danach sind die Kernverbraucherpreise im Großraum Tokio im Dezember im Vergleich mit dem Vorjahr um 0,6% gesunken. Analysten hatten die Kernverbraucherpreise im Durchschnitt hingegen um „lediglich“ 0,4% sinken sehen.

Vielerorts stellt man sich bereits seit langer Zeit die Frage, wann, auf welche Weise und ob die Bank of Japan überhaupt jemals ihr selbst gesetztes Inflationsziel in Höhe von 2% trotz aller QE-Bemühungen erreichen wird. Ein weiterer Bericht lässt ebenfalls Fragen nach der Validität so mancher Kennzahlen von den japanischen Jobmärkten aufkommen.

Danach sind die landesweit ausgeschriebenen Arbeitsplatzangebote zwar auf ein 25-Jahres-Hoch geklettert. Trotz allem sind die Ausgaben der japanischen Privathaushalte im Monat November um 1,5% im Vergleich mit dem Vorjahr gesunken. Auch in diesem Bereich lässt sich auf Jahresbasis somit der neunte Rückgang in Folge verzeichnen. 

Mit ein Hauptgrund dürfte die Beobachtung sein, dass es trotz einer durch die Regierung und die Zentralbank propagierten Wirtschaftserholung kaum zu Einkommenssteigerungen unter den japanischen Arbeitnehmern gekommen ist. Vielmehr sinken die Löhne und Gehälter in vielen Branchen seit Jahren.

Hinzu kommt, dass es den ehedem gut bezahlten und mit Sozialleistungen ausgestatten Job in Japan immer seltener im Angebot gibt. Ähnlich der amerikanischen Wirtschaft hat Japan in den vergangenen zwanzig Jahren einen massiven Wandel durchgemacht. Vollzeitarbeitsplätze wurden in diesem Zuge zugunsten von Teilzeitarbeit und prekären Jobverhältnissen abgebaut.

Die Zukunft ist ungewiss

Wie Japans private Verbraucher in den kommenden Monaten und Jahren also ihre Ausgaben im Konsumbereich steigern sollen, bleibt – ähnlich wie in den Vereinigten Staaten – ein Rätsel. Vor allem das kaum bis gar nicht vorhandene Einkommenswachstum trägt deutlich dazu bei.

Immerhin hat es die japanische Wirtschaft geschafft, im laufenden Jahr einmal drei Quartale in Folge moderat zu wachsen, ohne wieder in eine Wirtschaftsschrumpfung oder technische Rezession überzugehen. Vielleicht gibt diese Entwicklung ein wenig Anlass zu Hoffnung auf bessere Zeiten, jedoch gewiss keinen Grund zur Euphorie.

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